Als Leser Schnitzlers können am ehesten die vermutet weden, die auf der gesellschaftlichen Stufe standen, die von ihm bevorzugt beschrieben wurde. Dabei sind zwei Vorbehalte zu machen. Schnitzler wurde nicht nur von denen gelesen und verstanden, die um die liternrische Tradition wußten, in der er stand. Er wurde nicht nur von denen rezipiert, die die gleiche Erziehung und Ausbildung genossen hatten wie er selbst. Sein Leserkreis ist von vornherein größer als der Hofmannsthals oder Beer-Hofmanns. Arthur Schnitzler spielte nicht auf literarische Traditionen an, er brachte seine Bildung kaum ins Spiel. Er setzte fast nichts voraus. Er schrieb nicht in komplizierten Formen, die traditionsbelastet und bildungsbezogen waren und die zu lesen um so mehr genossen werden konnte, je mehr man sich in der Literaturgeschichte aller Länder und Zeiten auskannte. Schnitzler vermittelte nicht den Reiz des Exotischen; das Fremde und das Ferne wurde von ihm nicht nahegebracht. Er ahmte nicht andere Sprachen, andere Töne und Weisen nach. In seinen Werken kann man die eigene Belesenheit nicht goutieren. Das Wiederkennen literarischer Vorbilder entzückte die höheren Töchter, während die süßen Mädeln Schnitzler lasen und Schubert liebten.
Man braucht keinen Symbol-Schlüssel, um Zugang zum Werk Arthur Schnitzlers zu finden. Das machte seinen Erfolg bei den Zeitgenossen aus und ermöglicht zugleich heute, ihn naiv zu lesen. Die urbilder seiner Gestalten fand er im Leben, nicht in der Literatur. Die Situation ist wichtiger als die Überlieferung. Das macht sein Werk überliefernswert.
Zu Lebzeiten wurde Schnitzler nicht nur in die europäischen Sprachen übersetzt. Außerhalb des deutschen Sprachraums hatte er die größte Wirkung in Rußland, Japan und Amerika. In Rußland erschien eine Gesamtausgabe noch vor der deutschen.