Reflexkriechen- ein Kreuzgangmuster
1980-81 wurde das Reflexkriechen im Vergleich mit den Parametern gültig für das Kreuzgangmuster untersucht. Beim Kreuzgang, der häufigsten Gangart in allen Wirbeltierklassen, werden die diagonal gegenüberliegenden Extremitäten mehr oder weniger phasengleich vorwärts bewegt, wobei die vordere Extremität vor der gekreuzten hinteren schreitet oder aufsetzt. Das Krabbeln, das
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erste Fortbewegungsmittel in der menschlichen Ontogenese, entspricht über -wiegend dem Kreuzgang (Peiper 1956), seltener dem Passgang, bei welchem beide Extremitäten einer Seite mehr oder weniger phasengleich vorschreiten. In quadrupeder Fortbewegung werden die Schritte eines Zyklus nach Grillner(1985) in vier Phasen eingeteilt: Beugephase, Relaxztionsphase, Standphase und Stoßphase.
Hildebrandt(1979) nennt zwei Parameter zur Einschätzung einer Gangart. Da das flexkriechen keine tatsächliche Lokomotion ist, sondern lokomotorischen Charakter hat, kommt der erste Parameter, welcher sich hauptsächlich auf Geschwindigkeit bezieht, nicht zur Geltung. Der zweite Parameter ist der relative zeitliche Abstand zwischen den aufsetzenden Extremitäten einer Seite. Hier trifft für das Reflexkriechen zu, dass das Zeitintervall vergrößert ist, was es dem Kreuzgangmuster zuordnet. Beim Passgang dagegen ist der Abstand beider auf einer Seite aufsetzenden Extremitäten sehr dicht.
Die Muskelanalyse des Reflexkriechens(Vojta/Peters 1984/1997) beschreibt muskelfunktionell dessen Einordnung unter den Gangtyp Kreuzgangmuster. Allerdings sind beim Reflex kriechen die Schrittphasen nicht vollständig vorhanden.
Auch das Reflexumdrehen ist, da es im Krabbelgang endet, als Vorstufe des Kreuzgangs vorstellbar.
Selbstverständlich ist es von großer Bedeutung, die Eigenschaften des Kreugangmusters bei den Reflexlokomotionen anzuerkennen. Denn auch das Gehen mit der Gegenbewegung eines Armes zum Bein gründet wahrscheinlich auf der Anlage des Kreuzganges der quadrupeden Primaten.
In der motorischen Rehabilitation ist das bipede Gehen des Menschen höchstes therapeutisches Ziel. Die Vojta-Methode erfüllt mit der Anwendung der angeborenen Koordinationskomplexe, die alle Eigenschaften der kreuzkoordinierten Fortbewegung beinhalten, die gültigen Anforderungen der motorischen Rehabilitation.