Kalle konnte nicht verstehen, dass es so mächtige Leute gab. Manchmal wünschte er sich, auch so mächtig zu sein, um Oma eine Menge Geld zu schenken. Das Kochen ging bei Oma schneller als bei Mutter Am Herd vertrödelt man nur Zeit, sagte sie. Nach dem Essen setzte sich Oma an die Nähmaschine und Kalle ließ sie runter in den Hof. Dort kannte er am Anfang keines der Kinder. Die machten sich über seine Sprache lustig. Er redet wie ein Ausländer, fast wie ein Türke, sagten sie. Ich bin kein Türke, sagte er. Sie glaub- ten es ihm erst nicht. Als er es Oma erzählte, sagte sie: Warum hast du ihnen nicht gesagt, dass du ein Türke aus dem Ruhrgebiet bist? Mein Gott, die Kinder sind schon so dumm wie ihre Eltern. Die glauben, dass ein Türke ein schlechter Mensch ist, nur weil er ein Türke ist. Nach einiger Zeit durfte Kalle mit den Kindern spie- len. Und wenig später kloppte er sich zum ersten Mal mit Ralph, der schon sieben war und dér als Einziger befehlen durfte. Er besiegte Ralph nicht. Aber er kämpt- te so gut, dass Ralph ihm nicht böse war. Ralph hatte einen Fehler. Er konnte nicht richtig re- den. Er redete zwischen den Zähnen. Anstatt »siehst du« sagte er »schiehscht du«. Anfangs hatte Kalle darüber lachen müssen und es auch der Oma erzählt, die ihm sagte: Es ist gemein, wenn de den Ralph auslachst. Fast jeder von uns hat eine Macke.